ESG macht die Arbeit bei den Big Four wieder spannend

Nachhaltigkeit und Verantwortung machen die Welt der Finanzen lebendig und interessant.

Die Big Four Wirtschaftsprüfungsgesellschaften in Deutschland waren schon immer beliebte Arbeitgeber für junge Finanztalente. In den letzten Jahren hatten diese Unternehmen jedoch Schwierigkeiten, ihre Mitarbeiter langfristig zu binden. Doch ESG (Environmental, Social, and Governance) könnte das ändern, erwartet Nico Pesch, Senior Consultant Finance, spezialisiert auf die Vermittlung von Finanzfachkräften. „ESG macht die Arbeit in der Wirtschaftsprüfung bei den Big Four interessanter. Das zieht junge Talente an.“

Gestiegener Arbeitsdruck

Die zunehmende Adaption von EU-Normen ist laut Pesch ein wesentlicher Grund für die Fluktuation unter Wirtschaftsprüfern. „Die Menge an Vorschriften für die Prüfungen, die Wirtschaftsprüfer bei ihren Kunden durchführen, ist in den letzten Jahren erheblich gestiegen. Dadurch werden die Prüfungen strenger und es gibt mehr davon. Dies führt zu einem erhöhten Arbeitsdruck für die Prüfer. Sie müssen nach einem sehr strengen Zeitplan arbeiten, und Überstunden sind keine Ausnahme. Dies macht die Position weniger attraktiv.“

Mangel an Herausforderungen

Auch die Tatsache, dass sich die Arbeit der Wirtschaftsprüfer nur auf Prüfungen konzentriert, führt zu einer höheren Fluktuation. „Wirtschaftsprüfer haben keine Zeit für andere relevante Tätigkeiten für ihre Kunden. Beratung ist meist nicht möglich, dafür fehlt die Zeit. Man folgt einem vorgezeichneten Weg und erledigt immer wieder die gleichen Aufgaben. Das führt dazu, dass Wirtschaftsprüfer schneller das Interesse an ihrer Arbeit verlieren“, so Pesch.

ESG als Rekrutierungsschub

Die Big Four sind sich dessen bewusst und bemühen sich daher intensiv, neue Talente anzuziehen. Pesch: „Die Unternehmen erleichtern es Quereinsteigern, bei ihnen zu arbeiten.“ Zudem wird zunehmend mit Künstlicher Intelligenz (KI) in der Wirtschaftsprüfung experimentiert. Der Einsatz von KI soll nicht nur Zeit sparen, sondern die Arbeit auch attraktiver und herausfordernder machen.

Doch die Entwicklung, die laut Pesch tatsächlich für einen deutlichen Zustrom an neuen Talenten sorgt, ist ESG. Fast alle Big Four-Unternehmen müssen bis Ende 2024 die ESG-Verpflichtungen erfüllen. Dies zeigt sich auch daran, dass bereits 45 % der Wirtschaftprüfer sich im Bereich ESG weiterbilden (Quelle: LinkedIn Talent Insights).

„Viele Wirtschaftsprüfer finden es interessant, diese ESG-Prüfungen durchzuführen. Mit dieser Arbeit leisten sie nämlich einen gesellschaftlichen Beitrag und lernen neue Dinge.“

Möglicher Wendepunkt in der Wirtschaftsprüfung

Das Interesse der Wirtschaftsprüfer an der Durchführung von ESG-Prüfungen könnte ein wichtiger Wendepunkt in der Rekrutierung der Big Four sein. „Durch den neuen Impuls in der Arbeit erwarte ich, dass die Fluktuation geringer sein wird. Und da das Arbeitsfeld attraktiver wird, müssen die Unternehmen weniger Mühe aufwenden, um ihre Stellen zu besetzen“, erklärt Pesch. „Tatsächlich könnten wir am Vorabend noch umfangreicherer gesellschaftlicher Gesetzgebung stehen, die die Arbeit der Wirtschaftsprüfer für immer verändern wird. Dann wird sich der Arbeitsmarkt für diese Professionals um 180 Grad drehen.“

Weitere Informationen

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