Vom ERP-Projekt zum Interim-Pitch
So präsentieren Sie Ihr Fachwissen wirkungsvoll
Ein großer Teil der Interimsprojekte im Jahr 2025 dreht sich laut Paul Stemmer, Consultant für Interim Management bei Robert Walters, um Projekte zur Systemimplementierung.
ERP-Umstellungen sind aktuell stark gefragt, und das aus mehreren Gründen:
Der Markt befindet sich in einem Zustand grundlegender Veränderung. Verschiedene Entwicklungen sorgen dafür, dass Unternehmen ihre ERP-Systeme überdenken und neu aufsetzen:
Marktveränderungen und wirtschaftlicher Druck:
Die wirtschaftliche Lage in Deutschland bleibt angespannt. Unternehmen sehen sich mit Insolvenzen, Verkäufen einzelner Unternehmenssparten oder allgemeinen Umstrukturierungen konfrontiert. Die Konjunkturaussichten sind seit einiger Zeit rückläufig, die Aktivität auf dem M&A-Markt hingegen nimmt Fahrt auf. Carve-outs und Restrukturierungen schaffen neue Anforderungen an die Systemlandschaft – vor allem an ERP-Systeme, die plötzlich neu aufgesetzt oder angepasst werden müssen.
Wachstum und Skalierung:
Es gibt auch positive Treiber: Schnell wachsende Unternehmen – insbesondere im Mittelstand oder in innovativen Branchen – stoßen mit ihren bestehenden Systemen an Grenzen. Sie wollen ihre ERP-Landschaft erweitern, funktional ausbauen, individualisieren und stärker auf ihre Wertschöpfungsketten anpassen. Oft geht das mit einer Harmonisierung von Tochter- und Muttergesellschaften oder der Anbindung von Lieferanten einher.
Politische und regulatorische Einflüsse:
Die stärkere Europäisierung und der Wunsch nach technologischer Souveränität führen dazu, dass Unternehmen ihre ERP-Lösungen auch im Hinblick auf europäische Alternativen und regulatorische Kompatibilität hinterfragen. Gerade im öffentlichen Sektor oder bei international tätigen Unternehmen wird geprüft, wie zukunftssicher die bestehende Systemlandschaft ist.
Technologie, Kosten und Flexibilität:
Kommerzielle Aspekte spielen ebenfalls eine Rolle: ERP-Software ist kostenintensiv – und Anbieterpreise steigen. Gleichzeitig entwickeln sich neue, flexiblere Technologiemodelle rasant weiter. Hybride Cloud-Architekturen oder Multi-Cloud-Strategien ermöglichen es Unternehmen, modularer zu denken. Die Fähigkeit, ERP-Systeme schneller zu wechseln oder gezielt zu ergänzen, ist ein wichtiges Argument für ERP-Modernisierungen.
Für Unternehmen bedeutet dies kritische Übergänge – und für Interim-Profis eine Gelegenheit, echten Mehrwert zu schaffen. Doch wie kann man in einem kurzen Gespräch eine Geschäftsführung davon überzeugen, dass man die richtige Person für die Stelle ist? Paul Stemmer teilt seine Ratschläge.
Konzentrieren Sie sich auf die Wirkung, nicht auf die Aufgaben
Zeigen Sie, wo konkret Kosten gespart werden können
Wer als Interim Manager ins Gespräch geht, sollte nicht nur operativ überzeugen, sondern auch den finanziellen Mehrwert sichtbar machen.
Geschäftsführungen suchen nach Wegen, konkret Geld zu sparen – sei es durch effizientere Prozesse, gezielte Maßnahmen oder die Vermeidung von Fehlentscheidungen. Ein erfahrener Interim Manager bringt dafür konkrete Beispiele mit, die sich auf die Unternehmensrealität übertragen lassen, etwa die Optimierung der Systemnutzung, die Vermeidung unnötiger Lizenzkosten oder das Verschlanken komplexer Strukturen.
Demonstrieren Sie technisches Verständnis – ohne sich zu verlieren
Ein gutes technisches Verständnis bedeutet, relevante Abläufe im Unternehmen zu erfassen – ob es sich um Produktionsprozesse, Maschinen, Logistik oder IT-Systeme handelt. Es geht darum, die Zusammenhänge zwischen Technik und Geschäftsmodell zu verstehen, nicht jedes Detail zu kennen.
„Als Interim Manager überzeugen Sie, wenn Sie zeigen, dass Sie sich schnell in komplexe Prozesse eindenken können – und gleichzeitig wissen, wann tieferes Fachwissen im Team ergänzt werden sollte.“, betont Stemmer.
Kein Standardprofil – Individualität betonen
Jedes Unternehmen ist anders. Stemmer erläutert:
Die Geschäftsführung will spüren, dass sie nicht mit einer generischen Lösung abgespeist wird.
Als Interim-Profi punkten Sie, wenn Sie Ihre Erfahrung glaubhaft individualisieren – z. B. durch gezielte Fragen zum aktuellen Setup, den größten Herausforderungen oder strategischen Zielen des Unternehmens. Es geht darum, maßgeschneiderte Kompetenz zu vermitteln, nicht vorformulierte Floskeln.
Politisches Fingerspitzengefühl und Stakeholder-Kompetenz
Neben der Fachkompetenz zählt das Verständnis für interne Dynamiken: In Veränderungsphasen prallen unterschiedliche Interessen aufeinander. Einkauf, IT, Geschäftsführung, Vertrieb – alle bringen eigene Perspektiven mit. „Wer hier erfolgreich agieren will, nimmt die Interessen ernst, bleibt sachlich, neutral und lösungsorientiert. Es geht darum, den richtigen Ton zu finden, Konflikte zu moderieren und in der Sache zu führen, ohne Positionen zu unterlaufen“, so Stemmer.
Paul Stemmer fasst zusammen:
Ein überzeugender Interim Manager bringt einen Dreiklang aus kommerziellem Verständnis, technischer Souveränität und politischer Sensibilität mit.
Es braucht die Fähigkeit, komplexe Inhalte auf den Punkt zu bringen, den Blick fürs Ganze zu wahren – und gleichzeitig flexibel und empathisch mit Menschen umzugehen. Wer das in einem ersten Gespräch glaubhaft vermittelt, schafft Vertrauen und legt die Basis für erfolgreiche Mandate.“
Als Interim Manager im Bereich der ERP-System-Implementierung können Sie hier Ihren aktuellen Tagessatz vergleichen und sich hier einen Überblick über offene Interimsprojekte verschaffen.
Paul Stemmer
Consultant - Interim Management
Robert Walters Frankfurt am Main
Telefon: +49 160 9466 5625
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