15.02.2023 – Im November des vergangenen Jahres erhielten die Teilnehmer unseres CFO-Roundtables einen Crashkurs zur Erkennung und Bewältigung von Krisen für Unternehmen. Die beiden Referenten Bozidar Radner und Harald Kam beantworteten unsere Fragen. Radner ist Partner und Kam ist Director im Bereich Turnaround & Restructuring bei Deloitte Deutschland.  

• Laut Bozidar Radner stehen der Wirtschaft große Veränderungen bevor, die zu einem Risiko für die Nachfrage nach Fach- und Führungskräften führen. Es wird erwartet, dass eine Disruption der bestehenden Geschäftsmodelle in Branchen wie Automobil, Einzelhandel und Gesundheitswesen stattfinden wird.

• Der Vortrag von Harald Kam konzentrierte sich auf die rechtliche Verantwortung von Geschäftsführern bei der Krisenfrüherkennung und betonte die Bedeutung von Krisenfrühwarn- und Krisenmanagementsystemen, wobei ein hoher Bedarf an geschulten Fachleuten besteht, die die Implementierung und Optimierung solcher Systeme unterstützen können.
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Disruption der bestehenden Geschäftsmodelle in Branchen wie Automobil, Einzelhandel und Gesundheitswesen

„Die Zukunft gehört dem, der sie kommen hört“ – David Bowie

Bozidar Radner verschaffte den anwesenden Personen einen spannenden Überblick über den teilweise düsteren, wirtschaftlichen Ausblick. Die größten Herausforderungen verortet er im Unternehmen zwischen gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten sowie den andauernden Lieferkettenunterbrechungen. Parallel dazu wirken sich die gesetzlichen Regulierungen in Deutschland auf einen wachsenden Bedarf an Fachkräften in den Bereichen Compliance, Datenschutz, Interne Revision und Risikomanagement aus. Hervorzuheben ist dabei die Zunahme der internen Compliance-Standards, die häufig auch in der Schnittstelle zur IT, zu einem verstärkten Planungs-, Organisations- und Steuerungsaufwand von Compliance- und Kontrolltätigkeiten führen. Thomas Hartenfels, Senior Director South bei Robert Walters, äußert sich dazu:

„Einen enormen Risikofaktor stellt der stetig steigende Bedarf an hochspezialisierten Fach- und Führungskräften dar, der aufgrund des massiven Fachkräftemangels nicht gedeckt werden kann. Besonders in Positionen, die für eine Aufrechterhaltung des Betriebs unausweichlich sind, sollten deshalb frühestmöglich Vorkehrungen getroffen werden – wer jetzt zukunftsfähige Teams und das notwendige Wissen aufbaut, hat die Nase vorn.” 

Es stehen der Wirtschaft eine Menge an Disruptionen und strukturellen Veränderungen bevor. Radner schätzt in Summe etwa fünf Millionen wegfallende Arbeitsplätze in Deutschland. Dabei sieht Radner einen synchronen Abschwung der Wirtschaft in der Eurozone, den USA und in China. Während in Europa und Nordamerika die hohe Inflation und die allgemeine Verschärfung am Arbeitsmarkt den Ausschlag gibt, ist es in China die bis Herbst 2022 andauernde Zero-Covid-Politik, die die Wirtschaft mehr als hemmt. Eine steigende wirtschaftliche Unsicherheit ist seit der Finanz- und Eurokrise in den Jahren 2010 bis 2012 zu bemerken. Der Brexit, Covid und der Ukraine Krieg befeuern diese Unsicherheit zusätzlich.

„Ich fahre nicht dahin, wo der Puck ist, sondern dahin, wo er sein wird!“ – Wayne Gretzky

Eine Disruption der bestehenden Geschäftsmodelle erwarten Führungskräfte in Deutschland weiterhin. Dies sind die Prognosen der Experten Radner und Kam:

• Am besten sichtbar ist der Strukturwandel in großen und beschäftigungsreichen Branchen, wie etwa der Automobilbranche, dem Einzelhandel oder dem Gesundheitswesen. 

• In der Automobilindustrie werden Themen, wie Shared Mobility, autonomes Fahren oder auch die Elektromobilität am stärksten an der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands rütteln.  

• Im Einzelhandel wird dieser Wandel noch sichtbarer – die Verlagerung vom stationären Handel zum Onlinehandel wird das Aussterben der Innenstädte vorantreiben. 

• In der Gesundheitsbranche sieht man bei Deloitte Deutschland eine voranschreitende Digitalisierung der Angebote und gleichzeitig eine Überkapazität des Gesundheitssystems.

• Auch weitere Wirtschaftszweige haben mit diesem strukturellen Wandel zu kämpfen. Die beiden Referenten sehen in der Energiewirtschaft, der Finanzwirtschaft, der Beherbergung und Luftfahrt viele Anzeichen auf massive Veränderungen.

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„Indem man sich nicht vorbereitet, bereitet man sein Scheitern vor!“ – Benjamin Franklin

Prävention ist das Credo, das ausgerufen wurde. Unternehmern wurde im Zuge der Veranstaltung ein bunter Strauß an verschiedenen Maßnahmen präsentiert, die geprüft oder ergriffen werden sollten. Die Überwachung der Lieferketten, das Errichten eines Frühwarnsystems oder das Betreiben eines funktionierenden Risikomanagements zählen zur Pflicht eines Unternehmers. Als Kür in der jeweiligen unternehmerischen Tätigkeit, sehen die Referenten die Punkte der Stärkung von Allianzen, Gestaltung zukunftsfähiger Innovationen, Mitarbeiterbindung und –motivation an. Thomas Hartenfels merkt zu diesem Themenfeld an: 

„Was niemals außer Acht gelassen werden sollte, ist der Mehrwert von Personalbeschaffungs-Maßnahmen. Allem voran gewinnt die Abwerbung von Mitarbeitern von der Konkurrenz an Bedeutung. In den zunehmend kompetitiven Geschäftsumfeldern ist der erfolgreich geführte Kampf um die richtigen Mitarbeiter ein wahrer Wettbewerbsvorteil.”

Rechtliche Verantwortung von Geschäftsführern bei der Krisenfrüherkennung

Harald Kam zeigte bei seinem Vortrag auch die rechtlichen Pflichten für Geschäftsführer zur Früherkennung auf: 

„Das StaRUG verpflichtet Geschäftsleiter in §1 ausdrücklich, auf Basis eines Krisenfrüherkennungs- und Krisenmanagementsystems, mögliche Gefahren für den Fortbestand des Unternehmens stetig zu überwachen, geeignete Gegenmaßnahmen zu ergreifen und den überwachenden Organen rechtzeitig Bericht zu erstatten.“

Der größte Hebel wird dem angesprochenen Krisenfrüherkennungssystem und damit verbundenen Krisenmanagement zugesprochen. Sowohl die Implementierung als auch Optimierung von Krisenfrüherkennungssystemen sind hoch relevant für Unternehmen, weshalb es auch auf diesem Gebiet eine große Nachfrage nach geschulten Fachkräften gibt. Insbesondere die operativen Teams benötigen Unterstützung bei der Umsetzung geeigneter Maßnahmen zur Risikominimierung sowie zur Identifizierung von Schwachstellen. So merkt Hartenfels an:

„Für viele unserer Kunden rekrutieren wir aktuell verstärkt Kandidaten, welche die Risikomanagementsysteme und die dazugehörigen IT-Tools weiterentwickeln und auch weitere Themenbereiche, wie z.B. die Begleitung der nicht-finanziellen Berichterstattung, Nachhaltigkeitsrisiken oder die Umsetzung des Lieferkettengesetzes verantworten.”

Wenn auch Sie Unterstützung bei der Besetzung offener Vakanzen erhalten möchten, reichen Sie hier gerne Ihre Stellenbeschreibung ein.

„Das elektrische Licht war nicht das Ergebnis der kontinuierlichen Verbesserung von Kerzen“ – Oren Harari

Auch wenn für viele Unternehmen und Unternehmer die Zukunft beängstigend und düster aussehen mag – die beiden Referenten Harald Kam und Bozidar Radner zeigten Wege auf und präsentierten Tools, wie man in diesem Bereich auch erfolgreich entgegenwirken kann und vor allem sollte. Das Monitoring, Überwachen und die damit einhergehende Früherkennung werden hier ausschlaggebend am Erfolg der Krisenbewältigung sein.