Warum Sie alle 5 Jahre ein Zwischenzeugnis anfordern sollten
Im Berufsleben ist es sehr üblich, im Laufe der Karriere ein Zwischenzeugnis zu verlangen. Dennoch vergessen viele Arbeitnehmer – insbesondere diejenigen, die schon lange bei dem gleichen Arbeitgeber beschäftigt sind – dass dies ein wichtiges Karriereinstrument sein kann. In Deutschland beobachten die Recruitment-Spezialisten von Robert Walters häufig, dass Kandidaten sich dadurch selbst benachteiligen. Hannah Klan, Senior Managerin bei Robert Walters, erklärt, warum man diesem Thema unbedingt Aufmerksamkeit schenken sollte.
Was ist eigentlich ein Zwischenzeugnis?
Ein Zwischenzeugnis ist eine offizielle Beurteilung Ihrer Leistungen, die während des bestehenden Arbeitsverhältnisses ausgestellt wird. Es ähnelt stark dem Arbeitszeugnis, das Sie beim Austritt erhalten, wird jedoch unterjährig erstellt. Oft geschieht dies bei internen Veränderungen – etwa einer Reorganisation oder einer neuen Verantwortlichkeit – doch Sie haben auch unabhängig davon jederzeit das Recht, dieses Dokument anzufordern.
Warum ein Zwischenzeugnis verlangen, wenn man gar nicht gehen will?
Viele Arbeitnehmer denken, ein Zwischenzeugnis sei nur dann nützlich, wenn man sich auf eine neue Stelle bewirbt. Dabei gibt es noch weitere gute Gründe, rechtzeitig daran zu denken:
Nachweis der Leistungen: Ein Zwischenzeugnis dokumentiert schwarz auf weiß, dass Ihr Arbeitgeber mit Ihrer Arbeit zufrieden ist.
Starke Verhandlungsbasis: Bei einer späteren internen Beförderung oder einer externen Bewerbung haben Sie bereits eine objektive Bestätigung Ihrer Qualifikationen.
Hannah Klan betont: „Sehen Sie es als Momentaufnahme, die Ihre berufliche Entwicklung unterstützt. Je länger Sie warten, desto schwieriger kann es werden, bestimmte Leistungen noch objektiv festhalten zu lassen.“
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Wann ist der richtige Zeitpunkt?
Ein guter Richtwert ist, sich alle fünf bis zehn Jahre eine Erinnerung in den Kalender zu setzen, um ein Zwischenzeugnis anzufordern. Gerade wenn Sie lange bei demselben Arbeitgeber bleiben, schaffen Sie sich so einen greifbaren Überblick über Ihre Entwicklung. Hannah Klan erklärt: „Nach fünf Jahren in derselben Organisation haben Sie mit Sicherheit neue Projekte abgeschlossen oder zusätzliche Verantwortung übernommen. Wenn Sie das nicht rechtzeitig dokumentieren lassen, laufen Sie Gefahr, dass diese Erfolge später in Vergessenheit geraten.“ Besonders wichtig sei dies bei internen Veränderungen, setzt Hannah fort: „Bei einem anstehenden Führungskräftewechsel kann ich es dringendst empfehlen, sich von der aktuellen Führungskraft noch ein Zwischenzeugnis ausstellen zu lassen – und auch dann, wenn man selbst vorhat, die Position oder das Team in Zukunft zu wechseln.“
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Was sollte unbedingt enthalten sein?
Ein aussagekräftiges Zwischenzeugnis enthält dieselben grundlegenden Elemente wie ein Arbeitszeugnis, darunter:
Ihre persönlichen Angaben und die Angaben des Arbeitgebers
Eintrittsdatum (und meistens Positionen oder Beförderungen im Laufe der Jahre)
Klare Beschreibung Ihrer Aufgaben und Verantwortlichkeiten
Konkrete Beurteilung von Leistungen, Fähigkeiten und Verhalten
Unterschrift des Vorgesetzten oder der HR-Abteilung
Oft unterschätzt, aber gesetzlich verankert
In Deutschland haben Arbeitnehmer jederzeit das Recht, ein Zwischenzeugnis zu verlangen, auch ein sogenanntes Arbeitszeugnis während des laufenden Arbeitsverhältnisses. Dafür müssen Sie nicht einmal einen Grund angeben. Wichtig ist, dass ein solches Dokument stets wahrheitsgetreu, vollständig und wohlwollend formuliert ist. Die Verwendung von „Codes“ ist gesetzlich verboten – Arbeitgeber sind also verpflichtet, klar und transparent zu schreiben. Eine Bewertung, die schlechter als „befriedigend“ ausfällt, ist ebenfalls unzulässig.
Klan erklärt: „Fehlen bestimmte Leistungen oder stimmt die Formulierung nicht? Dann dürfen Sie selbstverständlich Anpassungen vorschlagen. Meistens wird dies in Zusammenarbeit mit dem Vorgesetzten gelöst. Nur in Ausnahmefällen landet ein Streit über ein Zeugnis vor dem Arbeitsgericht, doch oft genügt ein konstruktives Gespräch.“
Ein Zwischenzeugnis ist weit mehr als eine Formalität: Es ist ein wertvolles Dokument, das Ihre Karriere und Ihr Privatleben unterstützt. Fordern Sie es also nicht erst an, wenn Sie die Firma verlassen, sondern handeln Sie proaktiv. Wie Hannah Klan abschließend sagt: „Ein Zwischenzeugnis anzufordern bedeutet nicht, dass Sie kündigen möchten. Es ist vielmehr ein kluger Weg, die Kontrolle über Ihre Karriere zu behalten.“
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Hannah Klan
Senior Manager | HamburgTelefon: +49 40 377 073 977
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