Neue Projekte, neue Investitionen, neue Firmenübernahmen – Unternehmen scheinen so langsam aus der Krise herauszukommen. Doch gleichzeitig steigt auch die Nachfrage nach Finanzexperten weiter an. Um den Kampf um die begehrten Talente für sich zu gewinnen, ist es ratsam, dass Unternehmen jetzt ihre Ansprüche bei der Einstellung neuer Finanzexperten ein wenig zurückschrauben. „Statt den einen Allrounder zu suchen, kann man seinen Blick auch auf einen Finanzexperten richten, der noch nicht voll und ganz den Anforderungen entspricht, aber das Potenzial mitbringt, die nötigen Fähigkeiten in der Position zu erlernen“, rät Recruitment-Expertin bei Robert Walters, Hande Bostan-Caruso. Sie verrät im Interview, wie sich Unternehmen positionieren können, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
„Der Markt war schon während der Pandemie hektisch, aber ich sehe aktuell, dass die Nachfrage nach Finanzexperten noch weiter gestiegen ist.
Als Unternehmen haben Sie – egal, wie es Ihnen wirtschaftlich geht – unternehmerische Verpflichtungen wie Reporting und externes Accounting. Das hat sich in den letzten anderthalb Jahren nicht geändert, weshalb die Nachfrage nach Finanzexperten auf dem gleichen Niveau blieb.
Jetzt, da die wirtschaftlichen Aussichten gut sind und wir den Höhepunkt der Krise voraussichtlich überschritten haben, beginnen neben der regulären Arbeit neue Projekte. Es wird mehr investiert und deshalb wird auch mehr Personal gesucht. Dadurch entstehen noch mehr Engpässe auf dem Arbeitsmarkt. In der Vergangenheit habe ich oft Dutzende von Antworten auf eine Vakanz erhalten, aber in den letzten Monaten ging das stark zurück.“
„Ich glaube nicht, dass der Mangel in nächster Zeit geringer wird. Bei dringender Personalbesetzung rate ich immer dazu, für die Überbrückungszeit einen Freiberufler einzustellen. Diese sind meist sofort oder in unmittelbarer Zeit verfügbar und flexibel einsetzbar. Während sie das Projekt voranbringen, können Sie getrost mehr Zeit in die Suche nach dem richtigen Personal investieren.
Ebenfalls könnten internationale Bewerber eine interessante Option sein. Natürlich ist dies nicht auf alle Positionen anwendbar, wie beispielsweise, wenn ein Accountant gesucht wird, der den Abschluss nach HGB machen muss. Auch stellen bereits viele Unternehmen Expats ein, aber ich kenne auch genug Unternehmen, die lieber jemanden einstellen, der fließend Deutsch spricht. So entgehen einem viele Chancen auf gute und motivierte Talente, vor allem, weil zukünftig unter Umständen mehr Expats auf dem Arbeitsmarkt verfügbar sein werden.“
„Handeln Sie in jedem Fall schnell und sorgen Sie dafür, dass der Bewerbungsprozess reibungslos verläuft. Wenn Sie jemanden in der aktuellen Lage zu lange warten lassen, wird er in kürzester Zeit einen anderen Job gefunden haben.
Zudem bleiben für viele Finanzexperten die Entwicklungsmöglichkeiten wichtig. Zum Beispiel sind Weiterbildungsangebote zum internationalen Bilanzbuchhalter oder Business-Englisch-Kurse sehr begehrt. Aber auch die Leitung von besonderen Projekten, wie bei der Digitalisierung oder Automatisierung mitzuwirken, sind hoch im Kurs. Das gab es in den letzten anderthalb Jahren nicht mehr ganz so häufig, aber genau das können Sie jetzt als Unternehmen wieder aktiv angehen und anbieten, um die Position besonders attraktiv zu gestalten.
Ein weiteres Thema, das sich während der Pandemie ergeben hat, ist die „neue Normalität“ des Homeoffices. Mittlerweile bieten fast alle Unternehmen diese Option an – bis auf einige Mittelstandsunternehmen. Doch für Kandidaten ist es heutzutage Grundvoraussetzung, um sich für einen Arbeitgeber zu entscheiden. Wer nicht mitzieht, verliert.
Was ich auch immer öfter beobachte, sind Arbeitgeber, die Finanzexperten einstellen, die vielleicht noch nicht über die benötigte Praxiserfahrung, aber über das Potenzial verfügen, die Fähigkeiten in der Position zu erlernen. Ich rate Unternehmen auch, sich in Stellenanzeigen auf das Wesentliche zu konzentrieren: Wenn es zunächst fünf Kriterien waren, dann kann es helfen, drei wirkliche Must-haves zu benennen und offen dafür zu sein, dass jemand die verbleibenden zwei im Unternehmen erlernt.“
„Bei den fachlichen Voraussetzungen sind Erfahrungen im Finance, gepaart mit IT-Kenntnissen sehr gefragt. Immer mehr Menschen arbeiten mit Algorithmen und mit Programmen, die, die interne Kontrolle übernehmen, mit ERP-Systemen, mit Berichten und Analysen. Wer damit zurechtkommt, hat gute Zukunftsaussichten.
Wenn wir einen Blick auf die Soft Skills werfen, sieht man, dass Kommunikation und eine proaktive Haltung wichtiger werden. Da wir auch in Zukunft öfter vom Küchentisch aus arbeiten, ist es wichtig, dass die Leute regelmäßig selbst zum Telefon greifen, um die Arbeit abzustimmen. Man sollte in der Lage sein, klar zu kommunizieren und wertvolle Informationen zu übermitteln.“
„Im Führungsbereich sehe ich wenig Veränderung. Das liegt auch daran, dass der Mangel im Bereich der Managementpositionen weniger gravierend ist. Sie brauchen nur einen einzigen Accounting Manager – dem stehen sieben Accountants gegenüber, weshalb diese Vakanzen schneller besetzt werden können, auch weil die bloße Anzahl an Kandidaten in etwa konstant geblieben ist.
Gleichzeitig sind die Gehälter für Finanzexperten auf Junior-, dem mittleren und Senior-Niveau stark gestiegen, im Schnitt um etwa zehn Prozent, wie auch unsere aktuelle Gehaltsstudie zeigt. Ich gehe davon aus, dass sich dieser Anstieg vorerst fortsetzen wird. Diese Kandidaten haben eine große Auswahl an potenziellen Arbeitgebern, sodass Unternehmen dazu geneigt sind, ein höheres Gehalt als die Konkurrenz anzubieten.“
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