So werden Sie zum Compliance Officer
Die Anforderungen an Compliance-Abteilungen in deutschen Unternehmen steigen – nicht zuletzt durch strengere Regularien zur Bekämpfung von Finanzkriminalität, internationale Richtlinien und die zunehmende Digitalisierung. Entsprechend hoch ist die Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften im Bereich Compliance – insbesondere im Finanz- und Bankensektor, aber auch in Industrie- und Dienstleistungsunternehmen.
Cansu Kabacam, Senior Consultant für den Bereich Banking & Financial Services in Frankfurt am Main, gibt einen Einblick in das Berufsbild und die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Karriere:
1. Regulatorisches Fachwissen
„Ein umfassendes Verständnis nationaler und internationaler Gesetzgebungen ist essenziell. Compliance-Fachkräfte müssen aktuelle Vorschriften kennen, richtig interpretieren und in der Lage sein, deren Umsetzung im Unternehmen zu überwachen – von der Geldwäscheprävention über Datenschutz bis hin zur Kapitalmarktregulierung“, erklärt Kabacam.
Wichtige deutsche Institutionen wie die BaFin, die Deutsche Bundesbank oder das Bundeskartellamt geben hier den rechtlichen Rahmen vor. Gleichzeitig gilt es, auch europäische Vorgaben – etwa MiFID II oder die DSGVO – im Blick zu behalten. Mit dem Aufbau der AMLA in Frankfurt wächst zudem die Bedeutung europäischer Standards weiter: Die Behörde wird künftig eine zentrale Rolle dabei spielen, regulatorische Vorgaben zu vereinheitlichen und für mehr Transparenz sowie Kontrolle im Finanzsystem zu sorgen.
2. Technische und organisatorische Umsetzung
Die sogenannte technische Compliance umfasst die Einführung und Kontrolle von Systemen und Prozessen, die sicherstellen, dass interne Vorgaben und externe Anforderungen eingehalten werden. Hier geht es unter anderem um Risikoanalysen, Prüfprozesse und interne Kontrollen.
3. Beratung und Kommunikation
Compliance bedeutet nicht nur Kontrolle, sondern auch Beratung: Mitarbeitende müssen über Regelwerke informiert und für Risiken sensibilisiert werden. Dafür braucht es kommunikative Fähigkeiten und die Bereitschaft, als Sparringspartner auf Augenhöhe zu agieren – sei es gegenüber der Geschäftsführung oder operativen Teams.
Wie werde ich zum Compliance-Spezialisten?
Kabacam: „Ein klassischer Studiengang zum Thema Compliance existiert in Deutschland bislang nicht. Die meisten Fachkräfte spezialisieren sich berufsbegleitend – häufig auf Basis juristischer, wirtschaftswissenschaftlicher oder verwaltungsbezogener Studiengänge. Auch Quereinstiege aus Bereichen wie Risk Management, Revision oder dem Finanzwesen sind verbreitet.
Wer beruflich weiterkommen möchte, sollte sich gezielt weiterbilden.“ Folgende Zertifikate und Qualifizierungen sind in Deutschland besonders relevant:
Fachspezifische Zertifikate im Bereich Antifinanzkriminalität
1. Certified Anti-Money Laundering Specialist (CAMS)
Eine international anerkannte Qualifikation mit Fokus auf alle Kernaspekte der Geldwäscheprävention – besonders bei global agierenden Unternehmen stark nachgefragt.
2. Certified Financial Crime Specialist (CFCS)
Deckt unterschiedliche Formen der Finanzkriminalität ab – von Geldwäsche über Betrug bis Terrorismusfinanzierung.
3. Anti-Money Laundering Certified Associate (AMLCA)
Richtet sich an Einsteiger in Banken, Kanzleien oder Finanzabteilungen mit dem Fokus auf Geldwäscheprävention.
Zertifizierungen mit Deutschlandbezug:
1. Compliance Officer (IHK)
Vermittelt praxisnahes Wissen zur Einführung und Überwachung eines Compliance-Management-Systems – regional bei verschiedenen IHKs verfügbar.
2. Compliance Officer (TÜV)
Konzentriert sich auf gesetzliche Grundlagen, interne Regelwerke und die Rolle von Compliance-Verantwortlichen in Unternehmen und Behörden.
Langfristige Karriereperspektiven
„Unternehmen bauen ihre Compliance-Abteilungen weiter aus, was Fachkräften vielfältige Karrierechancen bietet. Neben der Möglichkeit, sich fachlich zu spezialisieren (z. B. auf Geldwäscheprävention oder Datenschutz), eröffnen sich langfristig auch Führungspositionen mit direkter Berichtslinie an die Geschäftsführung oder sogar mit Vorstandsverantwortung“, so Kabacam.
„Wer im Compliance-Bereich durchstarten will, braucht neben einem starken juristischen oder wirtschaftlichen Fundament vor allem Weiterbildung, Eigeninitiative und den Willen, sich kontinuierlich mit neuen Regulierungen auseinanderzusetzen. Denn nur wer auf dem neuesten Stand bleibt, kann Risiken frühzeitig erkennen – und so einen entscheidenden Beitrag zur Stabilität und Integrität des Unternehmens leisten“, resümiert Kabacam.
Ihr Einstieg im Compliance-Bereich
Wenn Sie aktuell auf der Suche nach neuen beruflichen Perspektiven im Bereich Compliance sind, finden Sie passende Stellenangebote hier.
Noch nichts Passendes dabei? Dann lohnt sich der direkte Kontakt mit unseren spezialisierten Beratern – sie nehmen sich Zeit für Ihre Wünsche und unterstützen Sie bei der Suche nach der passenden Position.
Cansu Kabacam
Cansu Kabacam | Senior Consultant FrankfurtTelefon: +49 69 244 378 532
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