Wer kennt es nicht? Die Nervosität vor einem wichtigen Bewerbungsgespräch. Vor allem stellt man sich dann oft die Fragen „Wie soll ich mich verhalten?“, „Worauf kommt es besonders an?“
Thomas Hartenfels, Senior Director South bei Robert Walters, tauschte sich bereits zum Thema Frauenförderung mit Teresa Nagel, Betreiberin des Blogs „Frauen in Führungspositionen“ (FIF) – einer der bekanntesten Netzwerkplattform für Frauen – über Karrieretrends für weibliche Führungskräfte aus. Im folgenden Interview stellt Teresa Nagel, Thomas Hartenfels Fragen zu typischen Fehlern, die viele Frauen im Bewerbungsgespräch machen, befragt ihn zu oftmals gesuchten Stärken weiblicher Bewerberinnen und worauf Unternehmen am meisten Wert legen.
Ich denke, dass der wichtigste Teil des Matchings tatsächlich vor dem Auswahlverfahren stattfindet: Was wir im Führungskräftebereich als besonders anspruchsvoll, aber auch als ungemein wichtig empfinden, ist die Übereinstimmung der Kandidatin mit der herrschenden Unternehmenskultur. Sind Sie an einer Anstellung interessiert, sollten Sie sich fragen: Passen die Werte und Ziele des Unternehmens zu mir und stimme ich mit den Treibern und Motivatoren überein?
Da der „Cultural Fit“ die entscheidende Basis für eine erfolgreiche und langfristige Zusammenarbeit bildet, empfehle ich Kandidatinnen, im Vorfeld so viel wie möglich über das Unternehmen und seine Werte herauszufinden.
Ist die kulturelle Übereinstimmung besonders hoch, kann die Bewerberin so durch ihre authentische Persönlichkeit überzeugen. Es macht dann einfach auf beiden Seiten „klick“.
Bei der Vergabe einer Führungsposition muss die Führungsstärke der Kandidatin natürlich zum gesuchten Führungsstil passen. Fachliche Voraussetzungen und Qualifikationen bilden zwar die Grundlage, – sind aber vergleichsweise schnell überprüft.
Generell ist die Vorbereitung einer Struktur für das Gespräch und wie man sich präsentieren möchte, ungemein wichtig. Ich empfehle für Vorstellungsgespräche gerne, Anleihen bei der Disziplin des Storytellings zu nehmen: Es geht darum, das berufliche Leben möglichst faktenreich, logisch und unterhaltend darzustellen. Sehr gerne auch mithilfe von Bildern und Metaphern, um komplexe Zusammenhänge deutlich zu machen.
Wenn die Kandidatin im Vorstellungsgespräch einen unzusammenhängenden Werdegang vorträgt, sich einzelner Fakten zu ihrem eigenen Lebenslauf nicht sicher ist oder beim Vortrag gelangweilt wirkt, sind wertvolle Punkte schon verspielt.
Was uns als Recruitern hingegen sehr positiv auffällt, sind Eigenschaften wie Zukunftsgewandtheit, Optimismus, Enthusiasmus und Dynamik. Aber auch die richtige Dosis Risikobereitschaft, Selbstbewusstsein und Schlagfertigkeit können ein gutes Vorstellungsgespräch abrunden.
Wenn ich es direkt formulieren darf: Der wohl gravierendste Unterschied zwischen Männern und Frauen im Vorstellungsgespräch scheint mir das Selbstmarketing zu sein.
Häufig erlebe ich fachlich und persönlich hervorragend geeignete Frauen (und zwar um Längen besser als ihre männlichen Mitbewerber), die leider, anstatt ihre Stärken zu betonen, wertvolle Zeit auf das Herausarbeiten ihrer nicht vorhandenen Kompetenzen verwenden.
Grundsätzlich ist Selbstreflexion natürlich eine äußerst positive Eigenschaft, besonders für Führungskräfte. Dass ein Bewerbungsgespräch jedoch vor allem ein Aufruf zur Selbstvermarktung ist, sollten Kandidatinnen nicht vergessen. Wenn es um Zielorientierung und Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen geht, ist bei vielen Kandidatinnen noch Luft nach oben.
Das Mantra: „Ich bin die beste Kandidatin für diesen Job und ich will ihn unbedingt haben!“, sollte hier der Leitspruch sein.
Dass Frauen häufig auch die besseren sind, zeigt uns die Forschung: Frauen haben einen viel größeren Anspruch an sich selbst, den Anforderungen für eine Vakanz zu entsprechen, als Männer. Es beginnt bereits damit, dass Frauen sich erst auf eine Stelle bewerben, wenn sie das Gefühl haben, mindestens 70% der Anforderungen zu erfüllen.
Diese Akribie, der Enthusiasmus und die Perfektion, die viele Frauen in ihrem Werdegang und ihrer täglichen Arbeit zeigen, werden im Bewerbungsgespräch häufig zu wenig zur Geltung gebracht. Leider entsteht dadurch der Eindruck der Selbstverständlichkeit und dass frau sich ihrer Qualifikation nicht bewusst ist.
Auf jeden Fall – zahlreiche: Zum Beispiel fällt mir regelmäßig auf, dass sich Frauen bei den harten Fakten ihrer Qualifikationshintergründe besonders positiv abheben. So überzeugen Frauen oft in der Stringenz ihres Werdeganges, beim Notendurchschnitt und bei der Qualität ihrer Arbeit.
Die für Führungskräfte so wichtigen sozialen und emotionalen Kompetenzen erlebe ich bei Frauen regelmäßig wesentlich stärker ausgeprägt. Nur wer in der Lage ist, die Bedürfnisse des Gegenübers nachzuvollziehen und zu verstehen, weiß auch, wie derjenige motiviert und geführt werden kann.
Darüber hinaus gewinne ich immer mehr den Eindruck, dass Frauen bei der voranschreitenden Digitalisierung der Arbeitswelt im Vorteil sind, da sie sich den technologischen und organisatorischen Veränderungen besser anpassen können. Sie sind flexibler und Silodenken sowie starre Zuständigkeiten sind weniger ihr Ding. Die meisten Unternehmen benötigen zur Schaffung eines Wettbewerbsvorteils dringend einen höheren Frauenanteil.
Ja, Führungsprozesse werden zunehmend demokratisiert. Das bedeutet, dass Mitarbeitern mehr Freiheiten gewährt werden und sie mehr Verantwortung übertragen bekommen. Dabei werden eigenständiges Arbeiten gefördert und Fehler zugelassen. Es geht darum, Feedback einzuholen und zu geben, vielfältige Meinungen zu fördern und auch Widerspruch und Diskussionen nicht zu scheuen.
Es gibt den klaren Trend zur Modernisierung von Führung, bei dem besonderen Wert auf Autonomie gelegt wird. Darauf reagieren wir, indem wir Führungskräfte suchen, die werte- und zielorientiert führen, die klar und transparent handeln und ihre Mitarbeiter ermutigen und befähigen.
Auch Führungskräfte müssen dafür umdenken und die Reflexion der eigenen Fehler vor ihren Mitarbeitern zulassen. Das ist für manche eine gewaltige Umstellung.
Zuallererst: Sucht euch eine spannende und abwechslungsreiche Tätigkeit – denn sie soll euch ja dauerhaft fesseln. Meine Tätigkeit des Personalberaters lebt von ständig wechselnden Kontakten mit Menschen und bietet daher maximale Vielfalt. Man sollte für seinen Job brennen und einfach daran Spaß haben – dann ist man auch in der Lage bei anderen, seien es Kollegen oder Kunden, Begeisterung hervorzurufen.
Tipp 2: Sucht euch eine Tätigkeit, bei der ihr von tollen Menschen umgeben seid – dann seid ihr am besten darin! Eine gute Unternehmenskultur, die richtigen Werte und viel Teamgeist sind super wichtig. Mit meinen Kollegen und Chefs habe ich unglaublich viel gelacht und dabei viel von ihnen gelernt.
Tipp 3: Bleibt dran, glaubt an euch und eure Leistungs- und Schaffenskraft und scheut nicht davor zurück, euch selbst neu zu erfinden. Der technologische Fortschritt und aktuell die Corona-Zeit zeigen, dass wir permanentes Lernen, Adaptieren und Vorausgehen auf dem heutigen Arbeitsmarkt noch dringender benötigen denn je!
Ein Tool, das ich schätzen und lieben gelernt habe, ist die Spracherkennung meines iPhones. Seit mir ein Kollege vor ein paar Jahren dieses Feature vorgeführt hat, nutze ich es voller Begeisterung. Die Zeitersparnis und die Möglichkeit, in nahezu jeder Lebenslage Mails zu schreiben, Memos zu diktieren oder Dialoge in WhatsApp zu führen, begeistert mich immer wieder aufs Neue!
Die Kehrseite daran ist, dass sich Kollegen mitunter über merkwürdige Nachrichten von mir amüsieren, wenn ich nicht noch einmal Korrektur gelesen habe.
Oh, und meine Kinder versehen ihre Sätze am Esstisch nun auch mit Satzzeichen, da sie den Roboter-Sprechstil ihres Papas nachahmen…
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