„War for Talents” im Banking & Financial Services treibt die Gehälter in die Höhe

Hande Bostan-Caruso Brexit Banking & Financial Services

Die Auswirkungen des Brexits sind auf dem Frankfurter Arbeitsmarkt wieder stark zu spüren. Banken rekrutieren weiterhin verstärkt Spezialisten. Im ersten Quartal 2021 gab es bei den führenden Investmentbanken* laut einer Studie von Robert Walters ca. 70 % mehr offene Stellen in Frankfurt als im Vorjahr. Besonders stark ist die Nachfrage nach Fachkräften in den Bereichen Regulatory Reporting, Risk & Compliance. Diese Nachfrage, gepaart mit einer geringen Jobwechselbereitschaft, treibt die Gehälter in die Höhe.

Die offizielle Brexit-Einigung im Januar 2021 verstärkt den Druck, den regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden. Während größere Banken bereits 2020 ihr Personal um die dringend benötigten Spezialisten aufgestockt haben, rekrutieren vor allem kleinere (Start-up-) Banken erst seit Anfang 2021 in verstärktem Maße.

Hande Bostan-Caruso, Senior Managerin bei Robert Walters in Frankfurt, sagt uns, wie sie die Auswirkungen des Brexits auf den Arbeitsmarkt einschätzt.

Wie ist die aktuelle Brexit-Situation hinsichtlich Fachkräften im Banking & Financial Services?

Zum Ende des vergangenen Jahres haben es viele Banken noch geschafft, ihre Banklizenzen für Deutschland durchzukriegen. Auch Start-up-Banken, die in UK bzw. London operierten, haben pünktlich zum Brexit ihre Lizenzen bekommen und dürfen jetzt offiziell ihr Bankgeschäft hier betreiben. Dadurch steigt die Nachfrage insbesondere nach regulatorischen Spezialisten. Nun kommt es darauf an, den Anforderungen der BaFin gerecht zu werden. Fachkräfte mit Schwerpunkt Regulatory Reporting, die Deutsch fließend beherrschen, sind daher sehr begehrt. Diese Fachkräfte müssen unsere Gesetzestexte lesen können sowie deutsche steuerrechtliche Themen kennen, da durch die Standortverlagerung nun auch nach deutschem Recht versteuert wird.

Im gesamten Jahr 2020 konnten wir in Frankfurt eine stetige Zunahme an Jobangeboten im Bereich Banking & Financial Services verzeichnen. In Q1/2021 ging es dann leicht zurück, fällt im Vorjahresvergleich aber immer noch um 70 % höher aus. Woran liegt das und welchen Trend siehst du?

In Q1 planen die meisten Banken erst ihren Headcount für das laufende Jahr, was den Rückgang bei den ausgeschriebenen Positionen im Vergleich zu Dezember 2020 erklärt. Doch aufgrund der Brexit-Einigung Anfang des Jahres liegt der Stellenanteil um 70 % höher als im Vorjahr, da die großen Banken weiterhin aufstocken müssen.

Nun haben auch die “Nachzügler” – kleinere, nicht namhafte Banken, die erst einmal ihr Business stabilisieren und den Ablauf des Brexits abwarten wollten, verstärkt Bedarf an Tax-, Compliance-, Risk- und regulatorischen Spezialisten. Dies erschwert umso mehr die Suche nach den geeigneten Fachkräften für die größeren Banken und erklärt den immer noch sehr hohen Stellenanteil im Bereich Banking & Financial Services auf dem Arbeitsmarkt in Q1/2021. Für die kommenden Quartale rechnen wir mit einem weiteren Anstieg, da die Mitarbeiterplanung in den Unternehmen jetzt steht.

Auch wird es sicherlich viele Nachbesetzungen bei Großbanken geben, was das Volumen der ausgeschriebenen Positionen ebenso erhöht. Und durch die strukturellen Veränderungen werden nun auch Experten mit neuem Profil gebraucht, die man im Regelfall nicht gleich zur Hand hat, sondern erst mal extern akquirieren muss.

Welche Positionen im Bereich Banking & Financial Services sind 2021 am gefragtesten bzw. wo herrscht weiterhin der größte Fachkräftemangel?

Die Banken benötigen zum einen Experten aus dem Bereich Regulatory Reporting, die mit den deutschen Regularien vertraut sind und diese auch verstehen, da sie sie auf das deutsche System anwenden müssen.

Zum anderen ist die Nachfrage nach Quantitative Risk Managern (QRM) sehr hoch. Durch ihren mathematischen und naturwissenschaftlichen Hintergrund sind sie in der Lage, verschiedene Risikomodelle zu erstellen und zu validieren. Zum Teil können quantitative Prozesse auch outgesourct werden, um Risikomodelle zu konzipieren. Sobald diese Modelle jedoch mit unseren regulatorischen Richtlinien überprüft werden müssen, benötigt man Spezialisten mit 5 bis 10 Jahren Erfahrung im deutschen Meldewesen. Hiervon gibt es jedoch nur einen begrenzten Pool an Experten.

Vor allem wird die Nachfrage nach Risk- & Compliance-Fachkräften 2021 wieder zunehmen. Letztes Jahr mussten alle Themen rund um Regularien erst einmal umgesetzt werden. Jetzt, wo vieles bereits nach Frankfurt verlagert wurde, werden auch wieder Experten aus dem Bereich Risk & Compliance gefragter sein, die die Prozesse entsprechend umsetzen können.

Was empfiehlst du Unternehmen, um diese Fachkräfte für sich zu gewinnen?

Es herrscht ein absolut kandidatengetriebener Markt. Vor allem jetzt – in Zeiten der wirtschaftlichen Ungewissheit – sind Kandidaten weniger wechselbereit. Man muss um die Top-Kandidaten werben. Die Fachkräfte sind es gewohnt, proaktiv angesprochen zu werden, und bewerben sich meist nicht mehr auf ausgeschriebene Stellenanzeigen im Banking & Financial Services.

Heutzutage entscheiden sich die Top-Kandidaten mit Berufserfahrung für die Bank, die ihnen interessante Aufgaben, weitere Benefits und vor allem ein attraktives Gehaltspaket in Aussicht stellt. Gerade kleinere, nicht namhafte Banken treiben die Gehälter in die Höhe. Denn auch sie müssen den Regularien von BaFin & Co. Rechnung tragen. Um mit den Großen mithalten zu können und wettbewerbsfähig zu sein, bieten sie meist sehr hohe Gehälter über dem üblichen Marktwert.

Bei einem Compliance Manager mit 3-7 Jahren Berufserfahrung liegt die Gehaltssteigerung im Vergleich zum Vorjahr bei 4-7 %, im Regulatory Reporting mit einer Berufserfahrung zwischen 3-15 Jahren durchschnittlich bei 4 % und beim Tax Manager mit einer 3- bis 7-jährigen Berufserfahrung sogar bei 15-20 % Gehaltsanstieg.

Benötigen auch Sie Unterstützung bei der Personalsuche im Bereich Banking & Financial Services? Kontaktieren Sie gerne unsere Expertin Hande Bostan-Caruso unter hande.bostan@robertwalters.com oder unter +49 (0)69 9203 840 012.

Gerne können Sie auch hier Ihre Stellenbeschreibung hochladen. Wir melden uns dann umgehend bei Ihnen.

*Die folgenden Banken wurden hierbei berücksichtigt: JP Morgan, Société Générale, BNP Paribas, Morgan Stanley, Standard Chartered, UBS, Goldman Sachs, Citigroup, Credit Suisse

Alle Positionen sind als (m/w/d) zu verstehen.

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