Red Flags im Vorstellungsgespräch: 75 % der Berufstätigen haben ein Stellenangebot aufgrund dieser Warnsignale abgelehnt
Eine neue Studie des globalen Unternehmens für Talentlösungen Robert Walters zeigt, dass drei Viertel aller Fachkräfte nach einer schlechten Erfahrung im Vorstellungsgespräch ein Stellenangebot abgelehnt haben. Hinzu kommt: Fast 40 % der befragten Führungskräfte haben nie eine offizielle Weiterbildung zum Thema Vorstellungsgespräche erhalten. Das zeigt, dass es eine große Diskrepanz zwischen den Praktiken von Unternehmen und den Erwartungen der Bewerber gibt.
Auf die Frage nach den größten Warnsignalen bei Vorstellungsgesprächen nannten die befragten Fachkräfte:
- Mangelhafte Organisation oder chaotische Prozesse (39 %) – Sind die Zeitpläne für Vorstellungsgespräche oder die nachfolgenden Schritte unklar, führt dies bei Fachkräften zu Verunsicherung.
- Negativer Eindruck von der Unternehmenskultur oder den Unternehmenswerten (39 %) – Widersprüchliche Aussagen oder Unklarheiten bezüglich der Arbeitsplatzkultur können Fachkräfte davon abschrecken, sich langfristig an das Unternehmen zu binden.
- Unzureichende Erläuterung der Position (17 %) – Wenn die Aufgaben und Erwartungen nicht vollständig dargelegt werden, kann es für Fachkräfte schwierig sein, zu verstehen, wie sie einen Mehrwert schaffen können.
Diese Differenzen, die für sich genommen oft geringfügig erscheinen, können in ihrer Gesamtheit das Vertrauen und den Ruf eines Unternehmens schädigen und Stellenangebote weniger attraktiv machen.
„Vorstellungsgespräche sind oft die erste echte Interaktion, die ein Professional mit einem Unternehmen hat. Bewerber nehmen subtile Signale wahr, und kleine Fehltritte können sie daran zweifeln lassen, ob ein Unternehmen tatsächlich zu ihnen passt“, sagt Gerrit Bouckaert, CEO – Recruitment bei Robert Walters. „Ungeschulte Interview-Partner können unbeabsichtigt Top-Talente im Namen des Unternehmens ‚vergraulen‘. Dies kann sich negativ auf das Arbeitgeber-Image, aber auch auf die Einstellungsdauer und die Rekrutierungskosten auswirken.“
Selbst kleine Versäumnisse können große Auswirkungen haben. Mehr als die Hälfte der Fachkräfte (52 %) gab an, dass ein verspäteter Gesprächspartner im Vorstellungsgespräch ihre Meinung über das Unternehmen beeinflussen würde, während jeder Vierte angab, dass er innerhalb der ersten Minuten entscheidet, ob er in dem Unternehmen arbeiten möchte.
Achten Sie auf schlanke Prozesse
Auch die Struktur der Vorstellungsgespräche ist wichtig. Die Robert Walters Umfrage ergab, dass drei Viertel (79 %) der Befragten der Meinung sind, dass zwei oder weniger Gesprächsrunden für Positionen auf mittlerer Ebene ausreichend sind, während nur 15 % der Meinung sind, dass drei oder mehr notwendig sind.
„Viele dieser Fehltritte sind vermeidbar“, fügt Bouckaert hinzu. „Eine klare und übersichtliche Struktur des Vorstellungsgesprächs signalisiert Professionalität und Respekt vor der Zeit des Bewerbers. Außerdem erhöht ein gut strukturierter Prozess die Wahrscheinlichkeit, überzeugende Kandidaten zu gewinnen, bevor diese ein anderes Angebot annehmen.“
Wie man häufige Fehler bei Vorstellungsgesprächen vermeidet
Die Umfrageergebnisse sollten Unternehmen zum Handeln anregen. Unternehmen und Personalverantwortliche, die ihre Prozesse optimieren wollen, finden im Robert Walters Interview Guide, folgende Tipps:
- Prüfen Sie vorab die Rolle und das Kandidatenprofil, damit Sie vollständig informiert sind.
- Kommen Sie pünktlich und beginnen Sie rechtzeitig, um einen positiven Eindruck zu hinterlassen.
- Halten Sie sich an eine klare Struktur mit festgelegten Zeitvorgaben und Themen, um das Gespräch fokussiert zu führen.
- Stellen Sie relevante, konsistente und faire Fragen, um die Fähigkeiten und die Übereinstimmung mit den Unternehmenswerten zu beurteilen.
- Passen Sie den Prozess an verschiedene Formate an – virtuell, persönlich oder im Gremium – ohne dabei die Struktur zu verlieren.
- Geben Sie zeitnah Feedback und bleiben Sie im engen Kontakt, um das Engagement und die Dynamik aufrechtzuerhalten.
Bouckaert fasst zusammen: „Unternehmen haben eine echte Chance, Vorstellungsgespräche in einen Wettbewerbsvorteil zu verwandeln, indem sie ihre Führungskräfte mit den richtigen Trainings, Materialien und Strukturen auf solche Gespräche vorbereiten. Dadurch können Unternehmen nachhaltige Vorstellungsgespräche führen, die Annahmequote erhöhen und das Risiko verringern, passende Talente an die Konkurrenz zu verlieren. Selbst kleine Verbesserungen, wie pünktliches Erscheinen, Bereitstellung klarer Informationen und gut strukturierte Prozesse, können eine messbare Wirkung haben.“
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